Für die Machine-to-Machine Kommunikation und IoT über Mobilfunk werden häufig sogenannte „Multi-Netz“ SIM-Karten eingesetzt. Warum sie eigentlich kein Mobilfunkanbieter anbietet, aber doch allgegenwärtig ist erläutere ich in diesem Artikel.

Mobilfunkbetreiber sind nicht immer zu beneiden: Sie investieren mitunter Milliarden in Lizenzen, dann weitere Milliarden in den Netzaufbau und erst Jahre später zahlt sich eine Technologie wie LTE aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man einmal gewonnene Kunden exklusiv versorgen will. Aus diesem Grund sind die SIM-Karten der Netzbetreiber für das jeweils andere Netz gesperrt – und dies sogar mit beiderseitiger Absicht.

Der Status Quo

Technisch ist dies gar nicht erforderlich, kommerziell aber so gewollt. Wir haben uns daran gewöhnt, aber anderseits ist es so, als könne man mit seinem Auto nur bei Aral, Shell oder Esso tanken.

Wir kennen also die Situation keinen Empfang zu haben, obwohl ein anderes Netz verfügbar ist und wir es – im Gegensatz zur „fremden“ Tankstelle – ärgerlicherweise nicht nutzen können. An einem selten besuchten Ort akzeptieren wir das, da wir ja mobil sind und nur vorübergehend offline.

Dieser Zustand ist für einen Automaten, Stromzähler, digitale Werbe- oder Anzeigetafel oder eine zu überwachende Maschine allerdings nicht akzeptabel, denn es hieße an diesem Standort komplett auf die Vernetzung via Mobilfunknetz verzichten zu müssen.

Die Lösung

Im Ausland dagegen kennen wir die Möglichkeit sich in mehrere Netze einzubuchen. Im International Roaming sieht es der Standard explizit vor sich in mehrere Netze einzubuchen. Um diese Funktion wiederum im Inland zu nutzen behilft man sich einfach mit einer ausländischen SIM-Karte. Diese kann, entsprechende Verträge vorausgesetzt in allen 3 Netzen in Deutschland genutzt werden.

Symbolbild: SIM-Karte, die sich in alle 3 Netze einbuchen kann

Anbieter

Einige Spezialanbieter haben diesen Bedarf früh erkannt und entsprechende Produkte auf den Markt gebracht. Dazu wird eine ausländische SIM-Karte in Deutschland verkauft, die kaum oder gar nicht im jeweiligen Heimatnetz eingesetzt wird. Dabei wird natürlich darauf geachtet, dass möglichst viele Roamingabkommen für möglichst viele Netze bestehen. Es gibt sogar M2M Anbieter mit Netzkennung ohne geographische Heimat, deren Karten immer im Roaming sind. Die nationalen Netzbetreiber können ein solches Produkt eigentlich nicht anbieten, da deren Karten das o.g. Problem der Sperrung der Netze der Wettbewerber haben. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, nutzen nationale Netzbetreiber SIM-Karten ihrer ausländischen Schwestergesellschaften und bieten sie den hiesigen Kunden an. Das führt sogleich zum nächsten Punkt:

 

Worauf zu achten ist

Nicht alle Multi-Netz Karten halten allerdings was sie versprechen, daher achten Sie auf diese 3 Punkte:

1. Die ungesteuerte Karte

Erkundigen Sie sich bei Ihrem Anbieter ob es sich um eine ungesteuerte Karte handelt. Gesteuerte Karten sind darauf geeicht möglichst lange im eigenen Netz zu verharren. Dies führt dazu, dass man bei einem schwachen Signal in einem Netz gefangen ist und den Vorteil in ein anderes Netz zu wechseln gar nicht nutzen kann. Am Besten sind daher sogenannte „ungesteuerte Karten“.

2. „Alle Netze“ und „alle Standards“

„Alle Netze“ heißt nciht gleich „LTE“ in allen Netzen, wie ein Kunde von mir schmerzlich feststellen musste: An einer seiner Anlagen funkte nur eines der 3 deutschen Netze – und zwar mit LTE. Leider hatte das als „Multi-Netz-Karte“ angepriesene Produkt keinen Zugang zum LTE-Netz des konkurrierenden Betreibers, sondern nur zu 2G und 3G. Ergo konnte die Anlage nicht mit dieser Karte online gehen. Prüfen sie also die nutzbaren Netze und den jeweiligen Standard.

3. Einheitliche Kosten

Einheitliche Kosten bei Nutzung der Karte in allen Netzen sollten selbstverständlich sein. Lesen Sie das Kleingedruckte, denn es gibt Verträge in denen die Nutzung mehrerer Netze zwar im Prinzip vereinbart ist, aber der Netzbetreiber den vereinbarten Preis nur unter der Bedingung zusagt, dass mindestens 95% der Daten in den eigenen Netzen übertragen werden.

> Sind diese 3 Punkte erfüllt, steht einer optimalen Netzversorgung nichts mehr im Wege.

 

Möchten Sie mehr zum Thema M2M/IoT Vernetzung erfahren oder wünschen Sie ein Angebot für die Mobilfunkversorgung Ihrer Anwendungen kontaktieren Sie mich.

Roland Becker.